Gimborn und seine Geschichte

Dieser Artikel basiert auf Text und Informationen aus der "Grünen Chronik" aus dem Jahr 1981.

Urheber der Chronik ist unser Schützenbruder Hans-Jochen Baudach, der von 1973 bis 2020 Chronist unserer Bruderschaft war und diesen Text dankenswerterweise für die Veröffentlichung auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt hat.

Wer von Köln aus kommend das westfälische Sauerland besuchen will, durchkreuzt, bevor er die westfälische Grenze erreicht, ein landschaftlich besonders reizvolles Ländchen, das Bergische Land.

Während der nördliche Landstrich um Remscheid seit Jahrhunderten durch blühende Industrie gekennzeichnet ist, hat sich der südliche Teil um Gummersbach, das sogenannte “Oberbergische”, von alten Leuten auch noch das “Schwarzenbergische” oder “Schwarzenberger Ländchen” genannt, seinen ländlichen Charakter weit länger bewahrt. Mittelpunkt dieses Ländchens, das unter dem Fürsten Schwarzenberg bis in die napoleonische Zeit eine reichsunmittelbare Herrschaft bildete.

Gimborn: Luftansicht von Südwesten
Gimborn: Luftansicht von Südwesten

Die aus dem frühen Mittelalter stammende Burg verdankt ihren Namen der in dem Verlies unter dem Schloss befindlichen Quelle. Diese Quelle hat die ungewöhnliche Stärke von ca. 3000 cbm Wasser pro Tag, und noch heute ist es den Geologen ein Rätsel, woher ihr diese Wassermengen zufließen.

Ihr Wasser füllt noch heute den Schlossteich, der wiederum zweierlei Abflüsse hat. Einmal unmittelbar der neben dem Feldaltar an der Straße nach Gimborn hinein befindliche Abfluss, dessen Wasser das Mühlrad der Kornmühle antrieb, und an der Ostecke des Schlossteiches der “Überlauf”, der direkt in den Gimbach führt.

Der östlich von Unterboinghausen am Jedinghagener Berg entspringende Gimbach wiederum mag der Grund gewesen sein, durch direkte Anbindung an ihn eine Wasserburg zu errichten, die auch bei längster Belagerung nie wegen Wassermangels hätte kapitulieren müssen. Sein Wasser füllte stets die Gräben des alten, jetzt verschwundenen Burghauses. Die Zugbrückenrollen auf der Außenseite des jetzigen Schlosses zeugen einer ehemaligen Zugbrücke, die den Trockengraben - zur Trockenhaltung des Erdgeschosses im Sinner einer Drainage - zum ehemaligen Hauptzugang überbrückte.

Ursprünglich Lehen der Abtei St. Gereon zu Köln, kam Gimborn schon früh aus dem Machtbereich der bergischen Grafen unter den Einfluss der Grafen von der Mark, da Eberhard II. von der Mark von Adolf V. von Berg bei seiner Verheiratung mit dessen Schwester Irmgard 1273 den ganzen Allodialbesitz im Auelgau bei Gummersbach für die Mitgift als Pfand erhielt.

Die Schicksale des Hauses sind anfangs dunkel. Nach heutigen Erkenntnissen darf man die Herren von Gymborn/Gimborn als die frühesten Besitzer von Gimborn ansehen, soweit dies urkundlich feststellbar ist; sie saßen ab etwa Mitte des 14. Jahrhunderts, nämlich ab ca. 1350 hier.

Um 1410 vermählte sich Johann von Kruwell mit Kunigunde von Gimborn. Mit ihrer Tochter Adelheid vererbte es sich durch Heirat im Jahre 1437 an Bernhard von Bourtscheidt, der wieder seine Tochter Margarete bei ihrer Verheiratung mit Bertram von Nesselrode 1460 damit ausstattete. Dieser Bertram vermachte in seinem Testament von 1502 Gimborn seinem Schwager Dietrich von Bourtscheidt, durch seine Mutter ein rechter, geborener Erbe zu dem Hause “Gymborn” und dessen Sohn Bertram, der mit Anna von Nesselrode verheiratet war. Diese versprach 1509 dem Herzog von Kleve als Graf von der Mark die Öffnung des Hauses nicht zu verweigern. Um diese Zeit scheinen aber noch mehrere Besitzer des Hauses Gimborn existiert zu haben, da doch 1453 Engelbrecht von Isengarten bekannte, dass “sein hues van Gymborn gelegen is in dem lande van der Marcke in der vesten van Gummerspacht”, welches von ihm, dem Junker Gerhard von Kleve, Graf von der Mark, zu einem Offenhaus für jedermann gemacht sei. Als der vorgenannte Bertram von Bourtscheidt kinderlos von seinem Vater, dann auch dieser gestorben war, wurde 1532 deren Hinterlassenschaft derart geteilt, dass Johann Quade, Herr zu Wickerath, ein Enkel von Dietrichs Schwester Sophie, im vierten Los auch das Haus Gimborn mit allem Zubehör erhielt. Durch Vermählung deren Tochter Margarete von Quade gelangte es 1537 dann an einen anderen Enkel der Sophie, den aus dem linksrheinischen stammenden Johann Wilhelm von Harff zu Alsdorff und Gimborn und der Hellenberga von Plettenberg. Dieser stattete 1550 seine Tochter Anna bei ihrer Verehelichung mit dem in kurkölnischen Diensten stehenden Freiherrn Wilhelm II. von Schwarzenberg aus dem fränkischen Geschlecht derer von Seinsheim mit dem Hause Gimborn aus. Als um diese Zeit ebenso wie in der ganzen Grafschaft Mark auch im Amt Neustadt die Reformation verhältnismäßig früh und rasch Einlass fand, behielt die katholische Lehre außer in der 1433 gegründeten Klosterkirche Marienheide nur noch in der Schlosskapelle zu Gimborn einen Stützpunkt.

Zweieinhalb Jahrhunderte blieb Gimborn im Besitze der Schwarzenbergs, und wenn man heute auch selten mehr den Ausdruck “Schwarzenberger Ländchen” hört, so erinnert doch noch der Name zahlreicher Gasthöfe im Kreis, Grabdenkmäler in der Kirche und viele alte steinerne Wappensteine am Schloss und im Schloss aufgehobene Grenzschilder und Wappenfahnen an diese Zeit.

Wilhelm von Schwarzenberg trat in Kriegsdienste und fiel als kaiserlicher General und Führer der niederländischen Truppen in der Schlacht bei St. Quentin. Gimborn ging auf seinen Sohn Adolf Freiherr von Schwarzenberg über, welchen wir ebenfalls in kaiserlichen Kriegsdiensten finden. Am 29. Juli 1600 fiel er bei der Belagerung von Pápa von den Kugeln meuternder Truppen. Er hatte in den Türkenkriegen am 29. März 1598 die Festung Raab erobert und wurde dafür in den Grafenstand erhoben. Er erhielt in sein Wappen einen Türkenschädel, auf den ein Rabe hackt, wie es auf verschiedenen Steinwappen am Gemäuer des Schlosses und auch in alten schmiedeeisernen Wetterfahnen, auf denen sich außerdem noch ein Krummsäbel schwingender türkischer Reiter befindet, zu sehen ist. Er war seit dem 3.Mai 1581 verheiratet mit Elisa Margarete, Tochter des Adam Wolff von Metternich, die die Vormundschaft über ihren 1584 geborenen Sohn Adam führte und 1602 mit dem Bau eines neuen Schlosses im Anschluss an den großen mittelalterlichen Turm begann.

Wappen derer von Schwarzenberg
Wappen derer von Schwarzenberg

Aus 1612 und 1613 berichten uns erhaltene Verträge und Abrechnungen von dem Neubau eines mehrstöckigen Torhauses mit unten fünf Fuß dicken Mauern von 30 Fuß Breite und 50 Fuß Länge und einer Höhe von 42 Fuß. An der Ecke auf den Marstall zu sollte ein Turm gebaut werden, in dem eine Treppe den Zugang zu den Räumen des Torhauses und weiter auf die Galerie und den Marstall vermittelte. Die alte Pforte wurde abgebrochen. 1613 vergab Graf Adam noch dem Meister Johann Witten “das er neben das neue Gebeu einen Turm in die Vierkante dem neuen Bau gleich mauern und auffuhren solle. Der Turm soll bussen wercks sechs und zwantzig Fuß breit sein, sol unten bei der Erden mit Schießlöchern versehen werden, auf das man daraus schiessen und beide Seiten des Hauses befreien kann”. In den beiden oberen Stockwerken sollten je “zwey heimliche Gemacher” kommen, ein jedes mit “sechs Schießlöchern nemblich zwey nach der Mühlen, zwey nach dem Kamp und zwey nach der Kirchen”.

Während die Witwe Schwarzenbergs große Mühe hatte, die katholische Religion in Gimborn zu sichern, verstand es ihr Sohn Adam, kaum zur Volljährigkeit gelangt, nicht nur die Rechte seines Hauses zu sichern, sondern auch bald zu vermehren. In den Wirren des Jülich-Clevischen Erbfolgestreits (1609) gewann Graf Adolf Gelegenheit zu erfolgreicher politischer Tätigkeit, welche ihn zu den höchsten Staatsämtern empor hob. 1610 erhielt er die Unterherrlichkeit Ober- und Nieder-Gimborn, welche bis dahin zur Vogtei Gummersbach und damit zur Mark gehört hatte, als Lehen von Brandenburg und Pfalz-Neuburg und die langbegehrte Anerkennung des Hofgerichts Gimborn und erwirkte 1614 eine weitere Belehnung der Bauernschaften Gummersbach, Strombach-Obergelpe, Rospe, Berrenberg, Calsbach, Ober- und Niedermüllenbach mit allen Gerechtlichkeiten und Einkünften. Die restlichen Bauernschaften des Amtes Neustadt, nämlich Ründeroth, Lieberhausen und Wiedenest wurden ihm 1621 mit Neustadt als rechtes Manneslehen übertragen. Auch die bisher zu dem westlich angrenzenden Amt Steinbach gehörigen Bauernschaften Leppe und Remshagen wurden Schwarzenberg übertragen und blieben von da ab mit der Bauernschaft und dem Kirchspiel Ründeroth vereint. Im 30jährigen Krieg hatte das Land große Lasten zu tragen. Der Schweden-General Torstenson eroberte Neustadt und besetzte Gimborn. Im Gefolge der durchziehenden Truppen traten zu allen Kriegsnöten verheerende Seuchen auf. In den Jahren 1634 - 1636 entvölkerte die Pest das Land so sehr, dass, wie die Chronik berichtet, im Kirchspiel Lieberhausen nur noch übrig blieben: neun Ehepaare, sieben Witwer, fünf Witwen, 27 Jünglinge und Jungfrauen, 40 Kinder.

Als in Brandenburg Kurfürst Georg Wilhelm zur Regierung kam (1619 - 1640), folgte ihm Graf Adam Schwarzenberg nach Berlin und nahm unter ihm die Stelle des leitenden Staatsmannes ein, obwohl er wegen seiner katholischen Religion vielfach Anfeindungen zu erleiden hatte. Am 1. Oktober 1630 verlieh Georg Wilhelm seinem allmächtigen Minister das ganze Amt Neustadt zu rechtem Manneslehen als freie Reichsherrschaft; noch im selben Jahre erfolgte die Investierung bei der cleve-märkischen Lehnskammer; am 26. November 1631 erkannte Kaiser Ferdinand der III. die Herrschaft als reichsunmittelbar an. Damit erhielt Schwarzenberg die hohe Landesobrigkeit, die hohe Jurisdiction und am 7. März 1638 das hohe Münzrecht, während der brandenburgischen Krone nur die Oberlehnsherrlichkeit verblieb. Die landherrlichen Mühlen und alle sonstigen Einkünfte gingen nun auf Schwarzenberg über. Hierhin gehörte die Bede, der Schatz oder Ausschlag, das Schloss-, Wacht- oder Dienstgeld, ferner die Abgaben von fiskalischen Erbschaften und vom trockenem Weinkauf; die Brüchten, die Eisensteinzehnten, Abzugs-, Concessions- und Standgelder und die Holznutzung der Landwehren. Reichs - und Kreissteuern übernahm Schwarzenberg selbst an die märkische Steuerkasse zu zahlen; das Simplum für einen Römermonat betrug für das Amt Neustadt 20 Gulden.

Außer unter den schweren wirtschaftlichen Lasten, die der 30jährige Krieg mit sich brachte, litt das Land damals sehr unter konfessionellen Schwierigkeiten. Schwarzenberg und seine Beamten bemühten sich, der katholischen Religion wie überall in der Herrschaft Eingang zu verschaffen. 1620 wurde die Mitbenutzung der lutherischen Kapelle in Hülsenbusch für katholische Gottesdienste befohlen und 1623 durch Schwarzenberg rings um diese Kapelle ein Altersheim, bestehend aus fünf kleinen Häusern für Hospitaliter und eines für den Geistlichen, errichtet.

Unter dem Nachfolger des Kurfürsten Georg Wilhelm, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1650 - 1688) fiel Schwarzenberg in Ungnade; er starb 1641. Sein einziger Sohn Johann Adolf hatte große Schwierigkeiten, bis er mit der gesamten Herrschaft Gimborn-Neustadt belehnt wurde und dieselbe 1651 als reichsunmittelbar anerkannt wurde.

Um diese Zeit berichtet die Chronik von mancherlei Willkür einer Beamtenherrschaft, die Anlass zu vielen Beschwerden gab, bis am 14. März 1658 der berühmte “Landvergleich” abgeschlossen wurde, durch den den Landesbewohnern ihre Privilegien gesichert und geordnete Verhältnisse wieder eingeführt wurden. Die Zugehörigkeit der evangelischen Kirche zum märkischen Ministerium fand ungeschmälerte Anerkennung, die Kapelle auf dem Hülsenbusch ward den Evangelischen zurückgegeben unter Beibehaltung eines Mitbenutzungsrechtes für Katholiken. Die katholische Pfarre in Gimborn wurde mit allen Patriochalrechten ausgestattet.

Die Grafen von Schwarzenberg, 1670 in den Reichsfürstenstand erhoben, lebten jetzt meist in Wien und hatten bei der Belehnung der Herrschaft Gimborn-Neustadt Schwierigkeiten, 1703 - 1715 musste Gimborn während des spanischen Erbfolgestreites ein Truppenkontingent von 49 Infanteristen und 24 Kavellaristen stellen. Nachdem Neustadt 1717 abgebrannt und auch Rathaus und Befestigungen in den folgenden Jahren der Zerstörung anheim gefallen waren, wurde es in der Belehnung nicht mehr erwähnt, obwohl es sich bald zu einer angesehenen Stadt mit eigener Gerichtsbarkeit entwickelte. Ansonsten bildete das Vogteigericht in Gummersbach das ordentliche Gericht erster Instanz für die ganze Herrschaft, doch unterlag Ober- und Untergimborn nur dem Gericht der Herrlichkeit in Gimborn. Die Blutsgerichtsbarkeit wurde sowohl in Gummersbach als auch in Gimborn gehandhabt, doch ist seit 1750 das Richtschwert nicht mehr in Tätigkeit getreten.

Schloss Gimborn: Blick auf den mittelalterlichen Turm
Schloss Gimborn: Blick auf den mittelalterlichen Turm

Als am 22. Juli 1765 Kapelle und Hospital in Hülsenbusch abbrannten, ließ Fürst Schwarzenberg ein neues Gebäude errichten, welches später zur Zeit der Franzosenherrschaft in Privatbesitz überging und heute als Gebührhaus bekannt ist.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse vom 15. bis 18. Jahrhundert finden wir folgende Nachrichten: Die Jagd war nach dem “Privileg vom Jahre 1490 Samstag nach Agneten” ganz frei, von Hirschen, Rehen und Schweinen mußte der vierte Fuß an die Landesherrschaft abgegeben werden. Durch den “Landvergleich” von 1658 wurde dieses Privileg bestätigt.

Dem Landesherrn verblieb jedoch die Feldhühnerjagd im ganzen Land. Graf Adolf befahl am 15. November 1616, “daß kein Wild zur Unzeit gefangen, beschädigt oder verderbt, sondern hierin rechter Weidleuthe Brauch gehalten werde”. 250 Vogelherde waren in Benutzung, deren Ertrag auf 2000 Thaler geschätzt wurde. Das Land war an sich sehr waldreich, doch nahm der Holzvorrat ständig ab, so dass Fürst Schwarzenberg 1770 eine Holzordnung erließ, durch die Bestimmungen über weitgehende Beschränkung des Einschlages und die Pflicht zur Wiederaufforstung getroffen wurde. Es gab nur Laubholz, hauptsächlich Eiche und Buche, die Fichte wurde erst in nachnapoleonischen Zeiten künstlich eingebracht. Während die Eiche viel als Bauholz für die typischen schwarz-weißen Fachwerkbauten verzimmert und ins Bergische geliefert wurde, bildete die Buche das Ausgangsprodukt für die vielseitig verwendete Holzkohle, ohne die sich die in vielen Tälern des Landes unter Ausnutzung der Bäche als Wasserkraft angesiedelten Eisenhämmer nicht hätten entwickeln können. Vor allem waren es die Bauernschaften Wiedenest, Lieberhausen, Müllenbach und Rospe, welche die Eisen zu Rohstahl und Stabeisen zu verarbeitendenen Hämmern lieferten. Das Eisen wurde größtenteils aus den vier bei Wallefeld und Schnellenbach befindlichen Gruben bezogen. Zwei Schmelzen in Ründeroth und Oesinghausen sowie eine Hütte in Unterkaltenbach bereiteten das Roheisen auf. 40 Hämmer, welche Bandeisen verarbeiteten, bezogen das Roheisen aus dem Siegerland und die Steinkohle aus der Mark. Bei Wallefeld wurde auch eine gutgehende Bleigrube betrieben. Neben diesen metallverarbeitenden Betrieben finden wir eine Chamoisfabrik mit 25 Stühlen in Ründeroth, Strumpfwirkereien in Gummersbach und Neustadt sowie eine ausgedehnte Baumwollspinnerei. Fast in jedem Haus liefen wenigstens drei Haspeln, die die von Elberfelder Kaufleuten gestellte Baumwolle verarbeiten. Im Frühjahr zog ein Teil der Männer als Maurer aus und kehrte im Winter mit den Ersparnissen heim. Schließlich finden wir noch neben den landeseigenen und privaten Kornmühlen einige Papier-, Pulver-, Öl- und Walkmühlen. Im Handel war es durch Landesgesetz verboten, mehr als fünf Prozent Zinsen zu nehmen. Der Briefverkehr wurde durch die herrschaftlichen Postboten besorgt, welche einmal die Woche nach Köln gingen; in Siegen und Lüdenscheid waren die nächsten preußischen Postanstalten. Im Lande selbst wurden die Briefe durch besondere Boten bestellt, zu welchem Dienst die Eingesessenen der Reihe nach wechselten.

Aber kehren wir zurück zur politischen Entwicklung. Unter dem in Österreich lebenden Fürst Joseph Adam von Schwarzenberg mehrten sich die Schwierigkeiten betreffend seiner Rechte und da er sich nicht mehr in der Lage sah, dieselben in gerechter Weise zu schlichten, leitete er Verkaufsverhandlungen über die Herrschaft ein. 1782 kam es zum Kaufabschluss zwischen dem Sohn Joseph Adams, dem Fürsten Nepomuk, dem Vater des späteren österreichischen Feldmarschalls Carl Philipp von Schwarzenberg, und dem Freiherrn Ludwig vom Wallmoden, hannoverischer und britannischer General, später Gesandter bei dem kaiserlichen Hof in Wien, der auch seinen Wohnsitz in Gimborn nahm. Der Verkauf wurde um 700.000 Gulden Gimborner Kassenmünzen getätigt und Friedrich der Große gab ihm an 26. Januar 1782 seine Zustimmung.

Wallmoden verhandelte später lange Jahre mit der preußischen Krone über eine Wiedervereinigung der Herrschaft mit der Grafschaft Mark, doch waren diese Verhandlungen noch nicht zum Abschluss gekommen, als 1806 durch einen Generalstreich des französischen Eroberers die standesherrliche Regierung beseitigt wurde.

Gimborn: Blick auf den Kirchturm
Gimborn: Blick auf den Kirchturm

Nachdem Cleve und Berg bereits durch Vertrag an Kaiser Napoleon übergegangen waren, wurde am 28.3.1806 durch Dekret von Joachim Murat, der als Herzog in diesen Ländern eingesetzt war, bestimmt, dass die reichsunmittelbaren Herrschaften Homburg, Gimborn-Neustadt und Wildenburg diesem neuen Staat einzuverleiben seien; Gimborn wurde von französischen Truppen besetzt. Die Einführung französischen Rechts, die Aufhebung vieler Landesrechte, so der städtischen Rechte Neustadts, und die Belegung mit zahlreichen neuen Steuern brachten dem Lande viele Nachteile. Andererseits wurde manches für das Land getan und der Straßenbau, der bisher unterblieben war, um fremde Kriegsvölker fernzuhalten, sehr gefördert. So diktierte Murat am 9. August 1806 bereits den Bau einer direkten Straße von Elberfeld durch die Herrschaft Gimborn nach Siegen. Die Köln-Olperstraße wurde erst 1818 - 1828 und die Leppestraße zwischen Engelskirchen und Marienheide 1854 - 1855 gebaut.

Als sich im Januar 1813 die Kunde von der Flucht Napoleons aus Russland verbreitete, entstand großer Jubel im Lande. Doch löste die Nachricht auch einen voreiligen undisziplinierten Aufstand aus von “Rebellen”, wie sie sich selber nannten, auch “Speckrussen” genannt, welche das Land plünderten und drangsalierten, bis es beherzten Männern mit Hilfe französischer, aus Holland einrückender Truppen gelang, dem Treiben ein Ende zu setzen.

Nachdem die Rädelsführer verhaftet und in Düsseldorf einige Hinrichtungen stattgefunden hatten, trat wieder Ruhe ein. Erst im November schlug die wirkliche Stunde der Befreiung und Vertreibung der französischen Besatzung, an der fast alle wehrfähigen Männer teilnahmen. Nachdem 1815 die Bergischen und Märkischen Länder, denen Gimborn-Neustadt nunmehr zugehörte, durch Beschluss des Wiener Kongresses endgültig Preußen einverleibt worden waren, verfügte die preußische Regierung am 14. Mai 1816, dass das Gebiet der Herrschaft einen ländlichen Kreis zu bilden habe und bestellte den gräflichen Rentmeister von Garenfeld als commissarischen Landrat. 1819 wurde dieser Kreis Gimborn-Neustadt zusammen mit der Herrschaft Homburg zu einem Kreis mit der Kreisstadt Gummersbach vereinigt. Graf Wallmoden wurde bezüglich seiner standesherrlichen Rechte abgefunden, wobei sein Schwager, der Freiherr von und zum Stein, die Verhandlungen mit Preußen führte.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass in den Jahren um 1790 der Reichsfreiherr von und zum Stein (1757 - 1831) häufiger Gast auf Gimborn war und 1793 die Tochter des Grafen Wallmoden, Wilhelmine von Wallmoden-Gimborn heiratete. Ein besonders schöner, von uralten Bäumen umrahmter Platz im Meisenwinkel im Gimborner Wald, an dem in jener Zeit im Impirestil ein kleines Jagdhaus erbaut worden war, wird heute noch als Verlobungsstätte dieses großen Staatsmannes bezeichnet, dessen umfassende preußische Verwaltungsreform sich auch in unserem Ländchen segensreich auswirken sollte.

Mit der Überleitung in preußische Verwaltung endet die Geschichte der Herrschaft Gimborn-Neustadt. Es blieben die Rittergüter Gimborn und Eibach zunächst als Privatbesitz in der Hand des Grafen von Wallmoden, doch verkaufte er den Besitz bereits 1817 an den Grafen Paul von Merveldt, der ihn 1835 an den Grafen zu Stollberg überließ. Im Jahre 1874 ging dann Schloß und Besitz an den aus westfälischem Geschlecht stammenden Reichsfreiherrn Franz-Egon I. von Fürstenberg über, im Besitze dessen Ururenkel Franz-Egon III. Freiherr von Fürstenberg es sich seit der Übergabe von seinem Vater Peter von Fürstenberg auf ihn am 31. August 2015 befindet.

Sein Vater Peter von Fürstenberg ist jedoch weiterhin Schirmherr unserer Schützenbruderschaft.