Die Vereinsgeschichte der Bruderschaft

Dieser Artikel basiert auf Text und Informationen aus der "Grünen Chronik" aus dem Jahr 1981.

Urheber der Chronik ist unser Schützenbruder Hans-Jochen Baudach, der von 1973 bis 2020 Chronist unserer Bruderschaft war und diesen Text dankenswerterweise für die Veröffentlichung auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt hat.

Das tatsächliche Alter unserer Bruderschaft lässt sich nicht exakt bestimmen, weil für das anzunehmende - und auch anerkannte - Gründungsjahr kein Beweis vorliegt, sondern vielmehr - durch allerdings ausreichende - Indizien eine Zeitangabe gefunden wurde. Das ist auch der Grund für das nunmehr rechtens geführte Gründungsjahr “um 1610”. Nach langen, zeitraubenden Recherchen ist es gelungen, diese Jahreszahl zu ermitteln und nicht wesentlich weniger lange hat es gedauert, bis dieses Datum anerkannt wurde. […]

Als absolut gesichert kann die Jahreszahl 1652/53 angesehen werden. Aus der “Gimborner Rechnung und Bericht … von 1652 bis 1653” ist zu entnehmen, dass bereits am 26. August 1651 Schützen in Marsch gesetzt worden waren.

Die Gimborner Rechnung von 1652/53
Die Gimborner Rechnung von 1652/53

Der […] Rechnungs-Auszug legt hierfür eindeutig Zeugnis ab. Hier sind “Gimborner und Ründerathische Schützen” direkt und ohne Umschweife benannt. Auch damals war die Bewirtung offenbar bereits eine alte Gewohnheit, so wie dies noch aus nachstehend benannten Unterlagen hervorgehen wird.

In der “Gimborner Rechnung … von 1656 bis 1657” sind wiederum die “Zehrungskösten” aufgeführt, welche auf “St. Johannistags Anno 1654” angefallen sind. Selbstverständlich kann es sich bei diesen Ausgaben nur um einen Nebenposten im Etat der Gesamtbelastung gehandelt haben, wie schon aus dem Untertitel “Ausgaab unterscheitlicher Notthurft” abgeleitet werden kann.

Daß es sich bei den in den Gimborner Rechnungen benannten Schützen auch tatsächlich um Schützen im heutigen Sinne handelt, geht aus einer anderen “Gimborner Rechnung … von 1663 bis 1664” hervor. Hier ist einmal von Ausgaben auf St. Johannis Baptist die Rede, und dieses Fest wurde nach einem Kirchenprotokoll schon 1539 gefeiert, zum anderen ist sowohl von alter Gewohnheit und der Tatsache die Rede, wonach die Schützen der Prozession beigewohnt und auch den Jahrmarkt befreit hielten, also beschützten vor Räubern und Dieben, als auch damals schon die Kapelle aufspielte, wenn sogar der Dirigent, der Tambour, benannt wird.

Und nochmals sind in der gleichen Rechnung die Schützen genannt. Wie hier zu entnehmen ist, wurden schon im Jahre 1651 die Schützen durch die damaligen Schlossherren bewirtet, wenn auch nicht mit Wein, wie es nunmehr schon seit 1911 “alte Gewohnheit” ist, sondern mit, eben etwas kräftiger, Bier und der dazu notwendigen Beköstigung.

So gut wie gesichert ist das Jahr 1642. In Urkunden der evangelischen Kirchengemeinde Hülsenbusch aus dem Rechtsstreit aus dem Jahre 1743 heißt es unter anderem, “… daß es doch vor 100 Jahren geschehen währe …”, dass Gelper Bauern nach Gimborn zum Kirchdienst mussten. Die Gimborner Rechnungen sprechen deshalb wohl nicht von ungefähr von “alter Gewohnheit” und enthalten schließlich den juristischen Begriff “concordat” als Randbemerkung.

Mit Fug und Recht jedoch glauben wir auch das Jahr 1610 als früher liegendes Gründungsjahr annehmen zu können, weil weitere Indizien dafür sprechen.

Zum einen wurde am 18. Juli 1610 die Gelper Bauernschaft unter die Gerichtsbarkeit der Herrschaft Obergimborn (Gräfin Elise Margarethe von Schwarzenberg, Mutter des Grafen Adolf von Schwarzenberg) gestellt. Zum anderen blieb in dem besagten Rechtsstreit von 1743 unstrittig, dass seit dieser Zeit die Gelper Bauernschaft alle kirchlichen Pflichten gleich den “catolici” zu erfüllen hatten (damit also auch die 1743 strittige Verpflichtung zur Teilnahme an der Prozession an St. Johannis).

Auch der Hinweis auf das Jahr 1612 ist stichhaltig, wenn es in einem Protokoll zu diesem Rechtsstreit vom 29. Juli 1743 unter anderem heißt:

“Im gleichen findeten sich zweitens noch alte Ambts-Gericht-Protokolla, wovon H. Pastor nochmals de A° 1612 in originali produzierte, woraus zu sehen ist, dass nicht nur die Obergimborner, sondern auch die Gelper damahlen schon …”.

Schließlich ist bekannt, dass im Jahre 1610 das Rheinische Schützenwesen seinen Höhepunkt fast schon überschritten hatte und somit das Schützenwesen in Gimborn sozusagen “noch” bestand, so dass eigentlich sogar davon ausgegangen werden muß, dass das Schützenwesen in Gimborn auch schon vor 1610 bestand. Dies geht indirekt auch aus anderen Quellen hervor und ist auch deshalb glaubwürdig, weil zur gleichen Zeit längst die Nachbar-Schützenvereine Neustadt (Bergneustadt), Lieberhausen und Müllenbach existierten, und dass Gimborn-Neustadt ohnehin unter ein und denselben Herrschaftsbereich fiel, ist hinreichend bekannt.

Leider allerdings sind uns über frühere Daten keine Unterlagen bekannt, die Angaben sind zu dürftig und weitergehende Annahmen somit nicht einwandfrei haltbar. […] Für die folgenden Jahre nach der ersten Urkunde von “1652 bis 1653” liegen alle Jahresabrechnungen bis einschließlich 1805 im Archiv der Fürstenberg´schen Renteiverwaltung in Gimborn vor. […]

Mit dem Ende der Reichsherrschaft und dem Sieg Napoleons über das Rheinland und damit über das Deutsche Reich fiel am 28.3.1806 die Herrschaft Cleve und Berg durch Vertrag an Bonaparte. Seit dieser Zeit fanden im Gegensatz zu Bergneustadt in Gimborn keine Schützenfeste mehr statt. Erst nach Beendigung der Freiheitskriege 1813 - 1815 wurde wieder alljährlich im Sommer in Gimborn ein Volksfest begangen. Das damals schon alte, efeuumrankte Schloss sah an diesem Festtage verwundert auf viele fröhliche Menschen herab, um am Tage darauf seinen unterbrochenen Dornröschenschlaf fortzuführen. Doch nach einigen Jahren fand auch kein Sommerfest mehr statt. Die alten Leute konnten sich mit dieser Gegebenheit wohl leichter abfinden als die Jugend. Diese wollte sich wieder einmal im Jahr zu Spiel und Tanz treffen und altes Brauchtum durfte ihrer Meinung nach auch nicht sang- und klanglos untergehen. So waren es junge Männer, die das alte Volksfest wieder erstehen lassen wollten. Viele von ihnen waren gediente Soldaten gewesen. Ihnen war auch daran gelegen, die in der Ausbildungszeit erworbenen Kenntnisse in der Schießkunst zu fördern und zu vervollkommnen.

So kam es am 25. April 1847 in Verwirklichung und Zusammenfassung dieser Ziele in Gimborn zur Gründung des Schützenvereins. Zu der Gründungsversammlung war eine gute Vorarbeit geleistet worden. Ein Grundgesetz (Statuten), in 26 Paragraphen schriftlich niedergelegt, fand einstimmige Annahme. Es wurde von 31 Erstmitgliedern unterschrieben.

"Grundgesetze des Schützen-Vereins zu Gimborn", die Satzung von 1847
"Grundgesetze des Schützen-Vereins zu Gimborn", die Satzung von 1847

[…] Nach Bestätigung dieser Satzung durch die Königliche Regierung in Köln wurde am 13. Juni 1847 der erste Vorstand gewählt. Diesem gehörten an:

der ObristRentmeister Johann Paul Richter aus Gimborn,
der HauptmannPeter Knoche aus Erlinghagen,
der Premier-LieutnantChristian Gebühr aus Gimborn,
der AdjutantHeinrich Zapp aus Birnbaum,
die FähnricheWilhelm Beut und Johann Heuser aus Erlinghagen.

Nach § 2 der Satzungen sollte das Schützenfest am Sonntag vor dem 29. Juni gefeiert werden. Weil die Bestätigung der Satzungen aber erst im Juni erfolgte, ließ sich ein Schützenfest bis zu diesem Termin nicht mehr vorbereiten. Es fehlte ja auch die Erfahrung in der Durchführung eines solchen Festes. Und doch kam die am 12. September 1847 tagende erste Generalversammlung zu dem Beschluss, am 15. Oktober desselben Jahres ein erstes Königsschießen zu veranstalten. Die Wahl dieses Tages entsprang der tiefen Verbundenheit des Volkes mit seinem Regenten, wie sie für die damalige Zeit kennzeichnend war. Am 15. Oktober feierte Preußen den Geburtstag seines Königs Friedrich Wilhelm IV. An diesem Tage traten die Gimborner Schützen zu ihrem ersten Königsschießen an, das einen denkwürdigen Verlauf nehmen sollte. Aber lesen wir wörtlich, was der Chronist in einem Brief vom 4. November 1847 an den Herrn Bürgermeister von Gimborn über die Begebenheit schreibt:

Nachmittags 1 Uhr zogen dann sämtliche Schützen zur Abhaltung des Königsschießen zum Schützenplatze, und hier wurde dann gleich der allgemeine Wunsch ausgesprochen, dass ein Mitglied des Vereins Namens unseres Allgeliebten Herrschers Friedrich Wilhelm IV eine Ehren-Nummer schießen möge, und die zu diesem Zwecke abgehaltene Wahl traf den Chef des Vereins, den hiesigen Gräfl. Stolbergschen Rentmeister Johann Paul Richter. Nach vollzogener Wahl wurde unserm Allerdurchlauchtigsten Könige durch den Letzteren ein dreimaliges Lebehoch gebracht, worin alle Anwesenden begeistert einstimmten. Demnach begann das Königsschießen aus gezogenen Scheibenbüchsen nach einer 120 Schritt entfernten Scheibe, welche einen Zentrum von ½ Zoll Durchmesser und um diese 12, einen Zoll voneinander entfernte Ringe hat, jeder Schütze hatte 3 Schuß.
Das Ergebnis des Königsschießens fügen wir in anliegendem Verzeichnisse ergebenst bei. Ew. Wohlgeboren werden daraus ersehen, wie die Namens Sr. Majestät, unseres Allgeliebten Königs, geschossene Ehren-Nummer zur höchsten Freude sämmtlicher Schützen, mit der Anzahl von 34 Ringen, Siegerin des Tages wurde, und weiter die von Peter Bick zu Gelpe geschossene Nummer mit einer Anzahl von 29 Ringen den Preis errang. Es wurde dann zu Ende des Königsschießens unser Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König Friedrich Wilhelm IV. zu unserem Ersten und Ehren-Schützenkönig für immer von dem Schützenhauptmann Peter Knoche unter größter Begeisterung ausgerufen, und Allerhöchstdemselben ein dreimaliges donnerndes Lebehoch gebracht".

So war der Landesfürst erster Gimborner Schützenkönig geworden. Die Freude darüber äußerte sich in der nachfolgenden Feier im Schützenlokal, die bis spät in die Nacht ausgedehnt wurde. Die Anerkennung durch den Regenten ließ nicht lange auf sich warten. Am 2. Februar 1848 überreichte der Herr Bürgermeister Bickenbach aus Strombach im Auftrage des Königs dem Schützenverein zu Gimborn die kleine goldene Huldigungsmedaille. Aus der Chronik ist noch zu ersehen, dass diese bald darauf mit einer silbernen Einfassung verziert wurde. Sie findet dann keine Erwähnung mehr und ist im Laufe der Zeit verloren gegangen.

1848 - das Revolutionsjahr - sah die Schützen am 26. Mai bei einer außerordentlichen Generalversammlung, “um sich in Anbetracht der unruhigen Zeitbewegungen zu einer Bürgerwache zu konstituieren”. “Es hat sich in der jüngsten Zeit sattsam bewiesen, dass augenblicklich die Sicherheit des Eigentums nicht hinreichend geschützt ist, wenn nicht alle gutgesinnten, waffenfähigen Männer sich vereinigen, um Leben und Eigentum der Bürger zu schützen”.

Neben den Mitgliedern des Schützenvereins werden alle Bürger der Gemeinde zwischen 18 und 60 Jahre ersucht, sich der Bürgerwehr anzuschließen. “Diejenige, die sich absichtlich ausschließen, können nicht auf Sicherstellung und Bewachung ihrer Person und ihres Eigentums Anspruch machen”. Als Sammelplätze in Stunden der Not und Gefahr wurden Gimborn, Hülsenbusch und Berghausen bestimmt. “Jedes Mitglied hat sich beim Sammeln in der Gefahr mit den ersten besten Waffen zu versehen. Sensen, Hacken, Mistgabeln, Äxte und dergleichen sind zu der Verteidigung außer den Feuergewehren sehr geeignet”. Zur Ehrenrettung der Gimborner sei hier aber bestätigt, dass die Bürgerwache nicht in Aktion zu treten brauchte. So konnte dann auch am 26. Juni das Schützenfest gefeiert werden. Dabei wurde, wie in allen Jahren nachher, die Königswürde durch Schießen auf einen Königsvogel vergeben. Noch im gleichen Jahre konnten sich die Schützen um ihre erste Fahne scharen, die ihnen von ihrem Schlossbesitzer Graf Cajus zu Stolberg gestiftet worden war. Am 15. Oktober genau ein Jahr nach dem denkwürdigen ersten Königsschießen in Gimborn, wurde die Fahne feierlichst eingeweiht. Ein Ehrenplatz im Gimborner Schloss wurde ihr in späteren Jahren eingeräumt und heute noch wird sie dort aufbewahrt.

Die Bemühungen um eine einheitliche Schützenkleidung wurden schon 1855 erfolgreich abgeschlossen. Neben der weißen Hose musste die grüne Schützenmütze getragen werden. Eine Vorschrift über den Rock erging nicht.

[…] Die Schützenfeste bis zu diesem Jahre 1879 hatten stets einen guten Verlauf genommen. Zu bösen Zwischenfällen war es nie gekommen. Das hatte allerdings wohl nicht seinen Grund in der fast alljährlich wiederkehrenden Anordnung zum Festball:

“Das Tabak und Zigarrenrauchen während des Tanzens ist als unstatthaft anerkannt”.

(Tabakkauen war also gestattet und vielleicht den Damen angenehmer?) Bei diesen Festen hatte es dann in unseren Bergen mächtig gedonnert. Nicht weniger als 75 Pfund Pulver wurden Jahr für Jahr allein für die Böller gebraucht. Der an den Böllern Dienst verrichtende Kanonier musste die zwei Taler betragende Vergütung redlich verdienen. Die am Festtage Zuhausegebliebenen konnten dem Böllerschießen genau entnehmen, wann mit glücklichem Schuss der Vogel gefallen war und damit ein neuer König sein Regiment antrat.

Der neue Schlossbesitzer, Freiherr Franz-Egon von Fürstenberg - Urgroßvater des heutigen Besitzers Peter Freiherr von Fürstenberg - hatte das Anwesen Gimborn im Jahre 1874 gekauft und war im gleichen Jahre Mitglied des Schützenvereins geworden.

Der wirtschaftlichen Scheinblüte der Gründerjahre mussten auch in unserer engeren Heimat Jahre der Not und Entbehrung gefolgt sein. Nur so ist es zu verstehen, dass z.B. für das Jahr 1880 das Schützenfest wie immer bestens vorbereitet wurde, aber dann doch, wie in den folgenden beiden Jahren, nicht stattfand. Auch die Versammlungen fielen in diesen drei Jahren vollkommen aus. Jedes Vereinsleben war also zum Erliegen gekommen. Eine einmalige Erscheinung in der jüngeren Geschichte der Gimborner Schützen. 1883 fand wieder die erste Versammlung statt. Mit Ausnahme des Obersten Franz Knoche wurden lauter neuer Vorstandsmitglieder gewählt. Es darf in diesem Zusammenhang nicht überraschen, dass es um die Vereinsfinanzen mehr als schlecht stand. Wohlhabende Mitglieder hatten in Jahren zuvor Geldzuschüsse geleistet, die nun auf Rückzahlung harrten. Wie immer in solchen Fällen begab man sich auf die Suche nach dem reichsten Mann und glaubte ihn in dem Schlossbesitzer, dem Reichsfreiherrn von Fürstenberg, gefunden zu haben. Eine Bittschrift an ihn ließ die Sorgenfalten bei den Verantwortlichen schwinden.

Unter seinem sorgenbefreiten neuen Vorstand und wirtschaftlichen gesundeten Zeitläufen nahm auch das Vereinsleben einen neuen Aufschwung. Als 1890 die Lindlarer Schützen die 50. Wiederkehr ihres Wiegenfestes begehen konnten, sahen sie die Gimborner mit 60 Schützen und vier Wagen im Festzug vertreten. Unter Vorantritt der Engelskirchener Feuerwehrkapelle war man um ½ 12 Uhr vormittags von hier abmarschiert, um erst gegen Mitternacht in bester Stimmung zurückzukehren.

Sieben Jahre später legte sich der Ort Gimborn selber sein schönstes Festgewand an, um darin seine Schützen bei Begehung ihres 50jährigen Jubelfestes nach Wiedergründung feierlichst zu begrüßen. Viele auswärtige Vereine fanden sich zur Teilnahme ein und ein farbenfrohes Bild bot sich den zahlreich erschienenen Besuchern dar, die von nah und fern herbeigeeilt waren. Ein ungewöhnlich prächtiges Feuerwerk hatte den Festtag beschlossen.

Wenn auch die folgenden Feste bis zum Kriegsausbruch 1914 nicht im gleichen festlichen Rahmen begangen wurden, so bedeutete doch ein jedes von ihnen einen Markstein in der Geschichte des Vereins. In den Kriegsjahren lag das Vereinsleben nicht ganz brach. Wenn auch keine Feste gefeiert wurden, so fühlten sich die Zuhausegebliebenen doch fest mit den zu den Waffenberufenen verbunden. Liebesgabenpakte mit vielen guten Wünschen verließen regelmäßig die Heimat und geldliche Unterstützung wurde den vaterlosen Familien zuteil. Als der Krieg endlich beendet war, trauerte man um 19 Gefallene, eine ungewöhnlich hohe Zahl.

Diese traurige Bilanz wurde, wenn man sie überhaupt aus der Welt schaffen konnte, in den folgenden zwei Jahren weitaus wettgemacht. 61 neue Mitglieder fanden sich in den Reihen des Vereins ein, als 1920 das erste Nachkriegs-Schützenfest begangen wurde. Im folgenden Jahre schlossen sich diesen nochmals 36 an. Die verworrenen Verhältnisse in den Jahren des ständig absinkenden Geldwertes (1920 - 1923) färbten auf das Land im Verein nicht sehr ab. 1922 wurde gar das 75jährige Bestandsfest der jüngsten Vereinsgeschichte in bester Weise durchgeführt. […]

Die Satzungen, die sich der Schützenverein 1847 gegeben hatte und mit wenigen Abweichungen bestehen blieben, bedurften nach der Abdankung des preußischen Herrscherhauses einer Umgestaltung. Die bei der Vereinsgründung gestellten Ziele passten nicht mehr ganz in die neue Zeit hinein. So blieb es einer Generalversammlung vom 22. Januar 1922 vorbehalten, die alten Satzungen zu verwerfen und an deren Stelle ein neues Werk zu setzen. Aber dieses hatte keinen langen Bestand. Mit Beendigung des Zweiten Weltkrieges hatten seine Stunden schon geschlagen.

Als die Öffentlichkeit in Deutschland noch daran zweifelte, ob die alten Schützengesellschaften jemals wieder in Erscheinung treten konnten, da sie zunächst von den Besatzungsmächten verboten waren, benannte sich der Schützenverein Gimborn um in eine von der Kirche getragene und somit zulässige Schützenbruderschaft und gab ihr den Namen

“Sankt Sebastianus-Schützenbruderschaft”.

St. Sebastian, der Märtyrer aus dem dritten Jahrhundert, Patron der Schützen und Pest- (Seuchen-) Kranken, feierte seinen Namenstag am 20. Januar. Soweit aus den vorliegenden Protokollen entnommen werden kann, fanden schon seit altersher die Generalversammlungen an diesem bzw. an einem unmittelbar davor oder danach fallendem Sonntag statt.

Erster Schützenkönig nach dem Zweiten Weltkrieg und somit der “St. Sebastianus-Schützenbruderschaft” wurde Paul Vogt, hier noch unverheiratet.

Der erste Schützenkönig nach dem Zweiten Weltkrieg: Paul Vogt, 1949
Der erste Schützenkönig nach dem Zweiten Weltkrieg: Paul Vogt, 1949

Im Jahre 1952 wurde dann auch - immer noch bezogen auf die Vereinsneugründung im Jahre 1847 - das 105jährige Bestehen feierlich begangen. Anlässlich dieses - eigentlich um fünf Jahre zu spät erfolgten - 100-Jahrfestes errang Schützenbruder Hubert Spies aus Jedinghagen sage und schreibe zum vierten Male die Königswürde.

Im Jahre 1954 wurde eine Jungschützenabteilung gegründet, der die Jugend ab dem 14. Lebensjahr angehören kann. Der erste Prinz war Klaus Lücke aus Jedinghagen.

Am 22. Januar 1967 wurde in Anlehnung an die erste Satzung vom 25.4.1847 und an die zweite Satzung vom 22.1.1922 die Satzung wiederum den zeitlichen Erfordernissen angepasst; allerdings wurde seinerzeit von deren Mitgliedern die Notwendigkeit der Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Gummersbach noch nicht für erforderlich erachtet.

Bereits 1963 war uns bzw. unserem damaligen Vorsitzenden Ewald Arnold zufälligerweise durch Schriftverkehr mit dem Heimatforscher Otto Kaufmann bekannt geworden, dass unsere Schützenbruderschaft wohl längst einen Vorläufer hatte und die Jahreszahl 1684 stand im Raum, jedoch hatte sich bislang niemand dieser sicherlich nicht einfachen Aufgabe gewidmet, das wahre Alter einmal endgültig herauszufinden und die Echtheit und Anerkennung zu betreiben. Erst in den Jahren 1971 bis 1974 wurde dies nachgeholt.

Mit Schreiben vom 20. Juni 1975, also gerade noch rechtzeitig zum Schützenfest auf St. Johannes, erreichte uns die Bestätigung des “Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V.” mit Sitz in Köln und die Anerkennung unseres Gründungsjahres “um 1610”.

Die verschiedenen Kokarden: links mit der Aufschrift "vor 1847", rechts mit dem anerkannten Gründungsdatum "um 1610".
Die verschiedenen Kokarden: links mit der Aufschrift "vor 1847", rechts mit dem anerkannten Gründungsdatum "um 1610".

In der Zwischenzeit haben sich erneut die Zeiten geändert und […] zunehmende Demokratisierung und Liberalisierung einerseits sowie ebenso zunehmende Rechtverflechtungen und damit verbundene Pflichten machten es unumgänglich, die Schützenbruderschaft auch juristisch abzusichern.

Neben der Ausbildung einiger Schützenbrüder zu Schießmeistern, denen alleinig nur noch das in Gimborn seit altersher geübte Böllerschießen durchzuführen - eine entsprechende Kanone wurde angeschafft - erlaubt ist, der Beantragung und der Bau eines amtlich zugelassenen und abgenommenen Schießstandes und der - Gott sei Dank - im Gimborn immer noch benutzten “Vogelstange”, auf der alljährlich die Prinzen- und Königsvögel aus Holz befestigt und mit welchem unsere Prinzen und Könige ausgeschossen werden, musste auch die Satzung auf den neuesten Stand gebracht werden.

Sie wurde gleichzeitig so gestaltet, dass nunmehr der Verein im Vereinsregister beim Amtsgericht Gummersbach am 26.6.1980 eingetragen werden konnte. Entsprechend dieser vorläufig letztgültigen Altersbestimmung der “St. Sebastianus-Schützenbruderschaft e.V.” mit gleichzeitiger Satzungsänderung und der Eintragung ins Vereinsregister änderte sich auch unser Vereinsemblem, das wir nicht ohne Stolz gleichzeitig auch als Kokarde an unseren Mützen, als Ärmelaufnäher und auch auf unseren Krawatten tragen. Diese Emblem ziert zudem auch den für jedermann sichtbaren Giebel unseres Schießstandes.

Inzwischen haben wir seit dem 22. Januar 2017 eine neue, mithin die sechste Satzung.